„Maria – die bekannte Unbekannte“

Ordenstag mit Frau Prof. Dr. Gerl-Falkovitz in Altötting

 

Die Arbeitsgemeinschaft der Orden im Bistum Passau (AGOP) lud am Samstag, 27. Mai 2017, zu ihrem jährlichen Ordenstag ins Franziskushaus in Altötting ein. Etwa 70 Ordensfrauen und Ordensmänner waren anwesend, als die katholische Religionsphilosophin, Frau Prof. Dr. Gerl-Falkovitz, zum Thema „Maria - die bekannte Unbekannte" über die Marienverehrung und deren Geschichte in der katholischen Kirche referierte. Sie ging von der Schriftstelle bei Jesus Sirach aus:  „Wer als Erster es erforschte, kam nicht ans Ende, ebenso wenig ergründet es der Letzte" (Sir 24,28), und zeigte auf, wie Maria eine einzigartige Stellung in der Kirche und auch der Menschheit hat. Maria wird in vielen Bildern gemalt, besungen und theologisch bedacht, kann jedoch nie erschöpfend betrachtet werden. Wenn auch unser biblisches Wissen über Maria spärlich ist, so ist die Sprache der Verehrung im Laufe der Geschichte reich und fast uferlos.

 

Als Religionswissenschaftlerin zeigte die Referentin auf, wie die Marienverehrung der Kirche alte Gottesvorstellungen, auch die der Griechen und Römer, aufnahm, immer aber diese Bilder, Symbole und Titel reinigte von dem, was der christlichen Lehre entgegenstand. So finden wir in der darstellenden Kunst z.B. das mütterliche, Leben spendende Element in der Ährenmadonna oder in den schwarzen Madonnen, wie wir sie auch in Altötting vorfinden. „An Maria haben sich seelische Bilder eingelöst und bewahrheitet: die Bilder der großen, ja kosmischen-herrscherlichen, von göttlicher Kraft durchdrungenen Mutter, die ja Bilder des unversiegbaren, umsonst geschenkten, unerhört und selbstverständlich geborgenen Lebens sind. … immer erscheint Maria als ungeheure Verdichtung der segenspendenden Mütter, deren die Mythologie voll ist." Maria ist die Frau, die als Mensch ganz und gar auf Gott hin durchsichtig geworden und damit das Bild reiner Menschlichkeit und Vorbild unserer eigenen Mensch-Werdung ist. Sie ist der Mensch, der in höchstmöglicher Freiheit und Klarheit Gottes Anfrage gegenüber ihr Ja gesagt und gelebt hat, ein personales Vorbild an Freiheit und Hingabe an Gott für die Menschen aller Zeiten. Diese kosmische Bedeutung ist auch im Bild der Frau mit dem Mond zu ihren Füßen, der Sonne über ihrem Haupte und den sie umkreisenden Sternen ausgedrückt.

Die Vorsitzende der AGOP, Sr. Helene Wecker SDS, dankte Frau Prof. Gerl-Falkovitz für diesen sehr lebendigen Vortrag, der die tiefen Hintergründe der Marienverehrung und gleichzeitig das schöne Bild unserer Kirche und einer sich geschichtlich entfaltenden Theologie aufzeigte.

 

Nach dem Mittagessen konnte aus den vielen Angeboten in Altötting ausgewählt oder die Zeit im Gebet verbracht werden. Außerdem wurden Führungen im Kloster St. Konrad und in der Basilika St. Anna angeboten.

 

In der abschließenden Eucharistiefeier in St. Magdalena zeigte Ordensreferent Domkapitular Josef Fischer in seiner Predigt auf, was es heißt, „im Namen Jesu" zu beten. Er ermutigte die anwesenden Ordensleute: „Geht durch die Tür, die Jesus ist, studiert diesen Jesus, lebt ihn. Glaubt, dass Gott euch liebt, bezeugt das und eure Freude wird vollkommen sein. Zu dieser Freude sind wir auf dem Weg, wenn wir mit Maria zu Jesus gehen und zu den Menschen. Die Kirche braucht die Ordensleute. Sie sind gleichsam Kraftwerke des Gebetes in der Diözese", fügte aber gleich hinzu, „die gesamte Kirche soll wieder eine betende Gemeinde sein, vereint im Gebet auf dem Weg zum Vater." Nach dem Segen verabschiedete Sr. Helene Wecker die TeilnehmerInnen dieses reich gefüllten Ordenstages.