Ordensgemeinschaften der Diözese Passau zu Gast im Kloster Mallersdorf

Der jährliche „Ordenstag“ der Ordensgemeinschaften des Bistums Passau führte diesmal ins Nachbarbistum Regensburg. Zwei große Busse hatte der Vorstand der AGOP (Arbeitsgemeinschaft der Orden im Bistum Passau) bestellt, die von Simbach und Altötting bzw. aus dem Passauer Raum knapp 100 Ordensschwestern und –brüder aufnahmen. Das sind etwa ein Fünftel der Passauer Ordensmitglieder, also bei der jetzigen Alterssituation eine sehr beachtliche Anzahl. Das Ziel „Kloster Mallersdorf“ hatte ein unerwartet großes, sehr erfreuliches Echo ausgelöst.

Bei der augenblicklichen schlimmen Wettersituation hatten wir einen ausgesprochen günstigen, angenehmen Tag, wofür wir sehr dankbar waren. Mit großer Freude und erwartungsvoll sahen wir das Kloster Mallersdorf bei der Anreise von weitem vor uns liegen. Mit großer Herzlichkeit empfingen uns die Mallersdorfer Schwestern bereits an den Bussen und geleiteten uns ins „Nardinihaus“, das nach ihrem Ordensgründer benannte Bildungshaus. Zum Empfang wurden von den Schwestern Kaffee und kalte Getränke nebst köstlichen Bäckereien aus der hauseigenen Backstube serviert. Anschließend war auf dem Tagesplan, den jede/r in der Hand hatte, ein Vortrag von Sr. Radegund Bauer über die Geschichte des Klosters und der Schwesterngemeinschaft in Mallersdorf angekündigt. Im Vortragssaal begrüßte Sr. Helene Wecker SDS, Vorsitzende der AGOP, die Schwestern und Brüder, vor allem aber die Generaloberin der Mallersdorfer Schwestern, Sr. Jakobe Schmid, die dann ein Willkommenswort an uns Ordensleute aus dem Passauer Bistum richtete. Dabei erwähnte sie auch, das zur Zeit nur noch eine Niederlassung in Bistum Passau besteht, es ehemals aber sehr viele waren.

Dann kam Sr. Radegund Bauer zu Wort, die Schwester, die das Leben des Ordensgründers, Pfarrer Dr. Paul Josef Nardini, vor seiner Seligsprechung vor 10 Jahren gründlich erforscht und beschrieben hatte und immer noch weiter studiert, so dass sie als beste Nardini-Kennerin gilt. Entsprechend lebendig und interessant zeigte sie uns in vielen sachkundigen Details das Leben des Seligen Paul Josef Nardini (1821-1862) auf: Durch seine uneheliche Geburt wurde er als Kleinkind „verstoßen und verlassen“, bis ihn die kinderlose Familie von Großtante und -onkel adoptierte Von daher hat er den Namen des italienstämmigen Großonkels ‚Nardini‘, einem Schuhmachermeister. Der Lehrer und der Pfarrer erkannten die hohe Intelligenz und charakterliche Eignung des kleinen Paul Josef, der Theologie studieren und Priester werden wollte und wurde. Durch Überwindung von verschiedenen Widerständen wurde er nach seiner Priesterweihe schließlich Pfarrer in Pirmasens/Pfalz, wo er in einer ausgesprochenen Diaspora mit einer unbeschreiblichen Armut der katholischen Bevölkerung und vor allem der Kinder konfrontiert wurde. Sein sehendes Auge und mitfühlendes Herz ließ ihn „sehen und handeln – ein Leben lang“, wie Sr. Radegund wiederholt betonte. Er sammelte die verwahrlosten Kinder und errichtete ein Armenkinderhaus, brauchte dazu Hilfe von Frauen, was schließlich 1855 in Pirmasens zur Gründung „Der armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie“ führte. Der von tiefem Glauben und großer Menschenliebe erfüllte Pfr. Nardini pflanzte diese Liebe zu allen Kindern, Armen und Kranken auch seinen Schwestern ein. Dieser Geist lebt weiter. Pfr. Nardini starb bereits 1862 mit 41 Jahren und wurde vor 10 Jahren in Speyer, seinem Heimatbistum, selig gesprochen.

Sr. Radegund schilderte die rasche Nachfrage nach solchen kleinen Schwesterngemeinschaften in vielen Diözesen, auch in München, Regensburg, Passau usw. Schließlich konnte in dem ehemaligen Benediktinerkloster Mallersdorf ein großes Haus gefunden werden, das sich als Mutterhaus eignete und von wo aus sich rasch der Name „Mallersdorfer Schwestern“ einbürgerte. Heute geht die Anzahl der Schwestern und Niederlassungen zurück – wie überall bei den Orden –, aber das Charisma „Die Liebe Christi drängt uns!“ lebt weiter.

Diese Freundlichkeit bekamen wir erneut bei dem festlich und reichlich gedeckten Tisch zum Mittagessen zu spüren, gastlich bewirtet von mehreren Schwestern, auch mit dem selbstgebrauten Bier. Danach gab es Gelegenheit, in drei Gruppen durch das Haus und das Nardini-Gedächtniszimmer geführt zu werden, auch den großen Friedhof zu besuchen. So wurde die Zeit bis zur Eucharistiefeier knapp, die wir – nach einer Stärkung am wieder reichlich gedeckten Kaffeetisch – dann in der Kapelle des Nardinihauses mit Ordensreferent Domkapitular Josef Fischer feierten.

Mit frohem Herzen verabschiedeten wir uns von Sr. Godehard Haushofer, einer gebürtigen Niederalteicherin, die diesen Tag mit dem Vorstand vorbereitet und in Mallersdorf organisiert hatte.Wir dankten ihr und all den anderen Schwestern, die uns einen schönen und erfüllten Tag erleben ließen. Er hat die Schwestern und Brüder des Bistums Passau und Regensburg einander näher gebracht.  Sr. Helene Wecker SDS